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Fazit nach einem Monat Hidjra Blog #13

Es wurde gespendet:

von S.K. mit Text: eine knuddel sendung 

und nochmal von S.K. diesmal ohne Text.

Ganz lieben Dank. Davon konnten wir uns mal ein bisschen mehr Internet gönnen und Eis für alle war auch noch drin. Möge ALLAH sie dafür reich belohnen und ihr Einkommen um ein vielfaches vermehren. Amin

As salamu alaikum wa rahmatuh ALLAH wa barakatuh und Hallo an alle!

Ein Monat Thailand, ein Monat weg von Deutschland, einen Monat ohne Zuhause.

Die ersten Wochen fühlt es sich nach Urlaub an, der Kopf weiß wie es ist, aber das Gefühl kann es noch nicht erfassen. Muslim sein zu dürfen, ohne negative Beachtung zu finden fühlt sich gut an, aber irgendwie kann man sich nicht richtig darauf einlassen. Man ist immer in der Erwartungshaltung, dass doch noch irgend etwas kommen muss. Echt traurig wie sehr man durch das Verhalten der Menschen in Deutschland geprägt wurde. Unfreundlichkeit ist Normalität geworden, man nimmt sie nicht mehr richtig wahr. Erst hier durch die Freundlichkeit der Menschen wird einem bewusst, was man in Deutschland Tag täglich hat über sich ergehen lassen. Als wir vor einem kleinen Tempel waren, kamen ein paar Buddhisten oder Hindus, ich muss zugeben ich kann das nicht unterscheiden, aus einem Haus heraus. Ich war angespannt und habe aufmerksam beobachtet, wie ich es auch in Deutschland automatisch getan habe um rechtzeitig reagieren zu können, wenn etwas passiert. Sie haben mich freundlich angelächelt und mich sonst nicht weiter beachtet. So erleben wir es fast überall. Es ist so traurig, dass man doch etwas ganz anderes erwartet und dann überrascht ist so freundlich behandelt zu werden. Eigentlich sollte doch genau so der Umgang unter den Menschen sein und niemand sollte sich vor einem anderen fürchten müssen oder eben auch nur unfreundliche Behandlung erwarten.

Wir haben in Thailand nur ein Zimmer mit anschließendem Bad. So hocken wir jeden Tag zusammen, das gibt Spannungen, besonders zwischen meinen beiden Jungs. In Berlin ist jeder seinen Weg gegangen und hatte zuhause sein eigenes Zimmer. Selbst da gab es schon genug Reibereien. Hier müssen wir lernen aufeinander einzugehen, Rücksicht zunehmen und unseren Launen nicht freien Lauf zu lassen. Für einen Jugendlichen in der Pubertät und einem Großen, der auch noch nicht ganz raus ist, keine leichte Aufgabe. Ich, als Mutter, versuche dazwischen zu gehen, Frieden zu stiften und bekomme es dann von beiden Seiten ab. Auch ich muss lernen mich zurückzuhalten und loszulassen. Wir sind drei total unterschiedliche Charaktere. Mein Großer sehr dominant, der Jüngste eher in sich gekehrt und ich die temperamentvolle Harmoniesüchtige. Wir haben absolut unterschiedliche Interessen und auch ganz andere Talente. Wer uns einzeln kennt, würde nie darauf kommen, dass wir verwandt sind und zu einer Familie gehören. Hier müssen wir erst einmal zueinander finden, Teamfähig werden und den Individualismus, der in Deutschland gepredigt und unterstützt wird, zurückzuschrauben.

In Deutschland habe ich sehr auf Gesundheit geachtet, entgiftet, mich Biologisch ernährt, hauptsächlich vegetarisch, nur selten Fleisch gegessen. Habe Nahrungsergänzungen genommen und Kuren gemacht. Habe versucht auch im Haushalt möglichst auf Chemie zu verzichten. Habe Betten ohne Nägel gehabt, mit Naturmatratzen. All das war mir wichtig. Hier kann ich kaum etwas davon machen. Organic Food (Bio) habe ich in Thailand nirgends gesehen. Ich bemühe mich viel Obst zu essen und Gerichte mit viel Gemüse zu bestellen. Ich schlafe auf einem total harten Bett und wache mit Rückenschmerzen auf. Die Jungs schlafen im Doppelbett, welches angenehm weiche Matratzen hat. Mein Großer möchte mit mir tauschen, ich bleibe in diesem Bett, schließlich wollte ich ja auswandern.

Mein Großer wollte es eigentlich nicht, er ist nur mitgekommen um uns nicht alleine zu lassen und uns zu helfen und zu beschützen. Auch wollte er nicht alleine ohne seine Familie in Berlin bleiben. Hier fällt auch ihm so langsam auf, wie unterdrückt er in Deutschland als Muslim wurde und wenn er anfangs noch dachte irgendwann zurückzugehen, wird dieser Gedanke immer absurder für ihn.

Der Jüngste ist froh aus der Schule zu sein und das hinter sich zu haben. Auch wenn er sich nach dem Unfall, wenn er Schmerzen hat, manchmal nach einem sicheren und gemütliches zu Hause sehnt, möchte auch er nie wieder zurück.

Alles ist eine Prüfung in unserem Leben. Beten wir, dass wir sie gut bestehen und recht handeln.

Trotz Spannungen und Verzicht ist die Hidjra eine gute Wahl, es kann nur besser werden.

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und lasst mir einen Daumen nach oben da. Ganz lieben Dank!!!